Ausstellung: 19. Juni bis 18. Juli 2025,
Papierhalle Wasmuth Verlag, Axel-Springer-Straße 43, Berlin-Kreuzberg.
Öffnungszeiten: Di.–Fr., 14–18 Uhr. Eintritt frei.
Vernissage, 18. Juni, 19 Uhr
Nach dem 2. Weltkrieg lag Berlin in Trümmern, und zehntausende Menschen waren obdachlos. Insgesamt waren im Osten und Westen der Stadt 556.500 Wohnungen zerstört oder unbenutzbar. In Charlottenburg waren von ehemals 8.000 Wohngebäuden nur noch 600 unbeschädigt. Nach der Trümmerbeseitigung und der notdürftigen Instandsetzung der Gebäude in der ersten Nachkriegszeit wurde der soziale Wohnungsbau von 1950 an zu einer der wichtigsten Aufgaben beim Wiederaufbau der Stadt. Um die katastrophale Wohnungsnot zu lindern, förderte das Land Berlin den Bau von Sozialwohnungen mit finanziellen Hilfen des Marshallplans und des Bundes massiv. So entstanden in den 1950er- und 1960er-Jahren, während des sogenannten Wirtschaftswunders, zahlreiche neue Wohnhäuser, wodurch sich die Lebensverhältnisse der Berlinerinnen und Berliner spürbar und schnell verbesserten.
Auszug aus dem Deutschen Planungsatlas von 1945, Blatt Kriegsschäden
Von den heute noch existierenden rund 1.400 Gebäuden des geförderten Wohnungsbaus in Charlottenburg-Wilmersdorf hat der Berliner Fotograf David Kregenow im Rahmen eines Langzeitprojekts bislang 1.100 dokumentiert und fotografiert. In seiner Ausstellung in der Papierhalle des Wasmuth Verlags präsentiert er erstmals eine Auswahl dieser Bilder, die nach elf Straßen im Bezirk angeordnet sind. Die Fotodokumentation zeigt, dass nicht nur schnell, preiswert und nüchtern-funktional gebaut wurde, sondern dass viele der heute namentlich noch bekannten 400 Architektinnen und Architekten, die im Bezirk tätig waren, ihre planerischen Spielräume gegenüber den Ansprüchen ihrer privaten und gemeinnützigen Bauherren nutzten. Das architektonische Spektrum des geförderten Wohnungsbaus reicht von Anlehnungen an den Siedlungsbau der 1920er/1930er Jahre über nüchtern-funktionale Standardbauten bis hin zu individuellen Bauten, die die Entwicklungen des International Style fortführen.
David Kregenow hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine möglichst komplette fotografische Bestandsaufnahme aller im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf noch existierenden Wohngebäude des Wiederaufbauprogramms zu machen. Begonnen hat er es im Januar 2024 und als Tagebuch auf Facebook unter dem Titel „Aufbauprogramm West-Berlin – A Photographic Survey“ angelegt. Es wird laufend fortgeschrieben.
Sein Projekt dokumentiert die bauhistorische Bedeutung für den Bezirk und schlägt en passant den Bogen zur Gegenwart. Denn die Herausforderungen der 1950er und 1960er Jahre ähneln zum Teil den heutigen: Mangel an Fachkräften, Material und Geldmitteln, modulares Bauen, ständig steigende Erstellungskosten und daraus resultierende Spekulationen.
Der Wasmuth Verlag plant diese Arbeit mit weiteren Ausstellungen und Publikationen zu begleiten. Zur aktuellen Ausstellung sind drei Fotoeditionen entstanden:
SCHWARZ/WEISS-EINZELEDITION besteht aus drei Motiven, die im Papierformat 60 x 90 mm auf White Baryta 300 Gramm /m2 im Archival Inkjet-Verfahren und in einer Auflage von 25 nummerierten und signierten Exemplaren + 5 AE hergestellt wurden. Preis je Motiv: 350,00 EURO
FASSADEN-EINZELEDITION besteht aus drei Motiven (Motive folgen), die im Papierformat 60 x 90 mm auf White Baryta 300 Gramm /m2 im Archival Inkjet-Verfahren und in einer Auflage von 25 nummerierten und signierten Exemplaren + 5 AE hergestellt wurden. Preis je Motiv: 350,00 EURO
Die SAMMEL-EDITION hat das Papierformat 595 x 840 mm auf Canson 300 Gramm /m2 und wurde im Archival Inkjet-Verfahren und in einer Auflage von 25 nummerierten und signierten Exemplaren + 5 AE hergestellt. Preis: 900,00 EURO
Zu David Kregenow
Geboren 1965 in Berlin, studierte Kregenow Kunstgeschichte und französische Literatur in Berlin, Florenz und Paris. Zurück in seiner Heimatstadt, absolvierte er eine Ausbildung als Architektur- und Industriefotograf im renommierten Studio für Großfotos Wolfgang Schackla arbeitete für Kunden wie Mercedes Benz, AEG oder das Bauhaus Dessau. Danach arbeitete er als Übersetzer, Mitarbeiter des ZEIT-Feuilletons sowie zehn Jahre lang als Creative Director bei international Agenturnetzwerken. Seit 2007 widmet sich Kregenow als freier Fotograf Langzeitprojekten zu architektonischen und urbanen Themen in Berlin und porträtiert berühmte Fotografen der Gegenwart.