Filmabend Hans Scharoun: Wie viel Häring ist in Scharoun?

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Herzliche Einladung zum Filmabend „Hans Scharoun“
am 29. Juli um 19 Uhr in der Papierhalle des Wasmuth Verlag, Berlin – Anmeldung hier. 

In Zusammenarbeit mit der Scharoun Gesellschaft e.V., Berlin zeigt der Wasmuth Verlag im Rahmen der Ausstellung Hugo Häring: die welt ist noch nicht ganz fertig“ zwei Filme zu Hans Scharoun.

Obwohl Hugo Häring (1882-1958) und Hans Scharoun (1893-1972) Zeitgenossen waren – sie trennten nur 10 Lebensjahre – herrscht in der allgemeinen Wahrnehmung das Lehrer-Schüler-Bild vor: Hans Scharoun setzte baulich das um, was Hugo Häring insbesondere in seinen Aufsätzen Wege zur Form, erschienen im Oktober 1925 in der Werkbund-Zeitschrift „Die Form“, und Das Haus als organhaftes Gebilde (1932) entwickelt hatte. Dazu gehörte ursprünglich die Unterscheidung zwischen Leistungsform und Ausdrucksform, in der Weiterentwicklung das Postulat der „wesenhaften Gestalt“, die der Architekt für das zu realisierende Gebäude zu entdecken, entwickeln und realisieren habe. Dieses Postulat des „organischen Funktionalismus“ macht sich Scharoun für sein Werk zu eigen – und wird damit zum „Erfüller“ von Härings Architekturtheorie.

Schon bevor der in Bremen geborene Bernhard Hans Henry Scharoun 1932 nach Berlin umsiedelte, hatte er bedeutende Akzente an der Spree gesetzt, insbesondere mit dem Bebauungsplan und einem Gebäuderiegel (bekannt als „Panzerkreuzer“) für die Großsiedlung Siemensstadt in den 1920er Jahren, an der auch Hugo Häring als Architekt beteiligt war. Scharoun gelang als Architekt und Städtebauer in den gravierenden Umbruchszeiten nach 1945 weitreichende baupolitische Entscheidungen, die nicht unumstritten sind und seit einigen Jahren auf dem Prüfstand stehen – Stichwort Kollektivplan von 1945 gemäß der Charta von Athen mit ihrer strikten Trennung urbaner Funktionen. Zu seinem architektonischen Hauptwerk zählt die Philharmonie in Berlin (erbaut 1956-1963); besondere Beachtung fanden aber auch seine Wohnhochhäuser in Stuttgart („Romeo und Julia“, 1954-1959) und Böblingen („Rauher Kopf“, 1963-1966, und „Orplid“, 1967-1971), sowie seine Schulbauten in Lünen und Marl (1962 bzw. 1968).

Zu sehen sein werden zwei Filme aus den Jahren 1961 und 1993 – zur Verfügung gestellt von der Scharoun Gesellschaft:

Im Juni 1961 stellt sich Hans Scharoun in seinem Wohn-Atelier unter dem Dach seines „Panzerkreuzers“ in der Großsiedlung Siemensstadt den Fragen der Landesbildstelle Berlin zu den Problemen des modernen Städtebaus. Der 2023 wiederentdeckte, rund 12 Minuten lange Film gibt neben sehr authentischen Momente mit Scharoun zahlreiche Eindrücke von der Innenarchitektur und der „Stadtlandschaft“ der neuen Großsiedlung.

Die ZDF-/arte-Produktion Imaginäre Architektur. Der Baumeister Hans Scharoun von Hartmut Bitomsky entsteht im Jahr von Hans Scharouns 100. Geburtstag und spannt ein Panorama seiner Bauten unter anderem in Berlin, Löbau und Stuttgart. Zu Wort kommen Bauherren, Restauratoren und Bauhistoriker wie Wilfried Brenne und Jonas Geist, aber auch Nutzer wie Lehrer und Lehrerinnen sowie Putzfrauen.

Filmabend Hans Scharoun, 29. Juli 2025 von 19 bis 22 Uhr in der Papierhalle des Wasmuth Verlags, Axel-Springer-Straße 43 in 10969 Berlin. Eintritt frei. Begrenzte Platzanzahl – Anmeldung erbeten.

Abbildungen:
Titelbild: Filmstill Hans Scharoun, Landesbildsstelle 1961
Bildzeile v.l.n.r.: Hans Scharoun und Hugo Häring, ca. 1953, © Akademie der Künste. Filmstill Hans Scharoun © Landesbildstelle. Filmstill Blick über die Brüstung eines der signifikanten Balkons in der Berliner Siemensstadt, © Hartmut Bitomsky 1993