Im südlichen Berlin tragen zahlreiche Bauwerke die Spuren der
wechselvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Ihre Silhouetten sind das Antlitz der Stadt und zugleich ein Spiegel ihres Wandels. Michaela Booth hält in ihren Fotografien Formen, Konturen und Details fest. Ihr Blick gleicht einem Zwiegespräch zwischen Standhaftigkeit und Vergänglichkeit und reicht von Nahaufnahmen bis zu weitläufigen Perspektiven. Es entfaltet sich ein vielschichtiges Panorama, das Raum für neue Wahrnehmungen eröffnet. Verborgene Facetten treten hervor und laden dazu ein, entdeckt zu werden. Zum Katalog.
Ausstellungseröffnung am 7. November 2025
um 18 Uhr im Tempelhof Museum (Alt-Mariendorf 43, 12107 Berlin)
Lesung am 7. November 2025
um 19 Uhr mit Ingo Schulze
WEISSE STELLEN, SCHWARZE LÖCHER, BLINDE FLECKEN
Zwischen »Schwerbelastungskörper« und ehemaligem
SA-Gefängnis entlang der Berliner General-Pape-Straße
Orte ans Licht bringen – so lautet der Titel der fotografischen Spurensuche zu Baudenkmälern im
Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg von Michaela Booth, die am 7. November im Wasmuth Verlag erscheint. Gut ein Jahr nach Veröffentlichung des Planungsberichts Stadtquartier Marienhöfe – über das brach liegende Gelände des ehemaligen Mariendorfer Güterbahnhofs in Berlin-Tempelhof – blickt der Verlag wieder in den Berliner Bezirk Tempelhof
Schöneberg.
Im Fokus der Bilder und der in Deutsch und Englisch gehaltenen Erläuterungen der Kommunikationsdesignerin stehen berühmte Bauensembles wie der Flughafen Tempelhof oder das Ullsteinhaus, aber auch weniger bekannte Industriebauten wie das Verwaltungsgebäude der
Fritz-Werner-AG in Marienfelde, das Gaswerk Mariendorf oder die Anlagen der Askanier-Werke sowie der Rheinmetall-Borsig AG, beide ebenfalls in Mariendorf bzw. Marienfelde.
Gemeinsam ist vielen dieser Industriebauwerke, dass sie in der Zeit des Nationalsozialismus errichtet
wurden und durch ihre Nutzung während des 2. Weltkriegs mit Rüstungsproduktion und menschverachtender Zwangsarbeit verbunden sind. Heute besteht die Hoffnung, dass viele dieser Bauwerke mit ihren lange brachliegenden Flächen wiederbelebt und neuen, zukunftsgerichteten Nutzungen zugeführt werden können.
Nicht zufällig steht der Großbelastungskörper (1941–42) am Anfang des Bildbands: jener tief in den Boden reichende riesige Betonzylinder, mit dem die Belastung des Untergrunds durch einen von den Nationalsozialisten geplanten gigantischen Triumphbogen simuliert werden sollte. Der Schriftsteller Ingo Schulze nähert sich diesem Bauwerk in einer literarischen Reportage mit dem Titel „Weiße Stellen, schwarze Löcher, blinde Flecken”, die das Buch ebenfalls veröffentlicht.
Die Fotohistorikerin Carolin Förster analysiert den besonderen Blick der Fotografin Michaela Booth, wenn diese „Orte ans Licht“ bringt.