„Gibt es eine schwule Architektur?“, fragte der Kunsthistoriker Andreas Bayer (links) zum Auftakt des Gespräches mit den beiden Autoren des Buches „Schwule Architekten“ Wolfgang Voigt (Mitte) – bis 2015 stellvertretender Direktor des Deutschen Architekturmuseums DAM in Frankfurt am Main- und dem Architekturhistoriker Uwe Bresan (rechts) provokativ in die Runde.
Die überraschende Antwort war, das zentrale Anliegen ihres Buches ist nicht zu untersuchen, ob schwule Männer anders bauen. Was Wolfgang Voigt und Uwe Bresan schildern, sind die biographischen Umstände, die die Schöpfer von so berühmten Bauwerken, wie die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, dem Arc de Triomphe, oder als Mitarbeiter Le Corbusiers bei der Weissenhofsiedlung dazu zwangen, für ihr Privatleben, ihr Lieben und ihr Begehren das Abseits zu suchen. „Verschwiegene Biografien“ nennen die Autoren, diese Strategien der homosexuellen Architekten, die wegen ihrer Neigung strafrechtliche Verfolgung, Verlust von Aufträgen und Ansehen fürchten mussten.
Die trotz des hochsommerlichen Wetters zahlreich erschienen Zuschauer erlebten eine unterhaltsame und höchst informative Diskussion, die deutlich machte, dass mit dem Buch „Schwule Architekten“ eine Lücke in der Architekturgeschichte geschlossen wurde. Nicht nur, dass es sich im deutschsprachigen Raum um die erste Publikation zu diesem Thema handelt. Außer im Fußball gilt heute wohl nur noch am Bau Homosexualität als Tabu. Und so ist den Voigt und Bresans Buch keine Aufforderung zur Stilkritik sondern eine Einladung zwischen den Zeilen zu lesen und sich wie Gerhard Matzig in der SZ es nannte, auf einen „Abenteuerroman des Leidens, der Liebe, der Lüge und Wahrheit“ einzulassen.
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